Konfis backen wieder Brot für die Welt

Bäckereien unterstützen auch im Dekanat Nassauer Land Jugendliche beim Helfen und dem Blick auf globale Themen

RHEIN-LAHN/AAR. (14. Oktober 2021) Samstagmorgen in der Backstube von Niko Zorn in Katzenelnbogen. Der Bäckermeister hat ein Dutzend neugieriger Teenager um sich geschart, die „Brot für die Welt“ backen möchten. Die Konfirmanden-Aktion „5000 Brote“ hat schon Tradition. In der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) vor neun Jahren ins Leben gerufen, knetet der evangelische Nachwuchs mittlerweile bundesweit und alljährlich für den guten Zweck, auch im Dekanat Nassauer Land.

Die örtlichen Bäckereien öffnen ihre Backstuben, stellen Teig, Öfen und Zeit zur Verfügung, damit die Jugendlichen ihre Backwerke in den Kirchengemeinden für die Hilfsaktion der Evangelischen Kirche verkaufen können. Dank der Kooperation mit den heimischen Handwerksbetrieben lernen die Jugendlichen so, mit ihrer Hände Arbeit Gleichaltrige zu unterstützen, die nicht das Glück hatten, in Wohlstand hineingeboren zu sein. Den Konfi-Jahrgängen werden so ganz praktisch Themen wie globale Ungleichheit, Hunger und Armut, die Lebenssituation Gleichaltriger und die Relevanz von Bildung in anderen Teilen der Welt vermittelt.

Für die gute Sache ist auch Niko Zorn alljährlich dabei. Nebenbei hofft er, dass der Aufenthalt in seiner Backstube vielleicht der Einen oder dem Anderen etwas Lust auf seine Handwerkskunst macht. „Nachwuchs könnten wir gut gebrauchen“, sagt Zorn. Dass die Corona-Pandemie die Systemrelevanz der Bäckereien nochmals besonders aufgezeigt hat, wurde schon während der Auftaktveranstaltung mit der Stellvertretenden Kirchenpräsidentin der EKHN Ulrike Scherf betont.

An diesem Samstagmorgen ist zunächst einmal gründliches Händewaschen angesagt. Dann folgt ein wenig Mathematik, um von den Zutaten das richtige Quantum an Mehl, Salz, Sauerteig und Hefe in die große Rührschüssel zu geben. Richtig abgewogen rutscht das Mehl aus dem Silo durch ein Rohr in den Bottich, den Rest geben die Konfis per Hand dazu, bevor Zorn den großen Teigrührer einschaltet. Zwischendurch zeigt er den in zwei Gruppen eingeteilten Konfis der evangelischen Kirchengemeinde Klingelbach, was es sonst noch an Backtechnik und gesunden Körnern in seiner Backstube zu entdecken gibt. Leinsamen, Sonnenblumenkerne, Sesam, Kürbiskerne und Haferflocken gilt es etwa zu erkennen. Etwas später geht's dann an den Teig. Mit viel Liebe werden die Laiber geformt, bevor sie in den Ofen geschoben werden. Die 60 Exemplare werden tags darauf im Gottesdienst in der Klingelbacher Kirche verkauft. Mehr als 250 Euro kommen allein dort zusammen.

Auch an der Unteren Aar stehen die Jugendlichen in den Startlöchern für die Aktion. Die Bäckerei Wick in Hahnstätten öffnet am 30. Oktober für Konfirmandinnen und Konfirmanden der evangelischen Kirchengemeinde ihre Backstube. Dort werden die Brote auf Vorbestellung gebacken und dann nach dem Reformationsgottesdienst am 31. Oktober für Kinder- und Jugendprojekte von Brot für die Welt verkauft.

Die Idee für „5000 Brote – Konfis backen Brot für die Welt“ entstand im Jahr 2012 in Kooperation der beiden evangelischen Landeskirchen in Hessen und des Bäckerinnungsverbands Hessen. Sie war so erfolgreich, dass sie mittlerweile von allen Mitgliedskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) durchgeführt wird und jährlich stattfindet. Hauptaktionszeitraum ist immer zwischen Erntedank und erstem Advent. Weil es jedes Jahr immer wieder neue Konfirmandinnen und Konfirmanden gibt und die Herausforderungen bleiben, wird die Aktion nie langweilig.

Seit Beginn der Aktion haben deutschlandweit 52.000 Jugendliche rund 200.000 Brote gebacken und einen Spendenerlös von fast 950.000 Euro für Jugendbildungsprojekte erzielt.