Sommerliche Hitze machte auch den Catzenelnbogener Ritterspiele am vergangenen Wochenende zu schaffen. Ein " heißes Spektakel“, wie es die Veranstalter in ihrer ersten Bilanz scherzhaft einräumten. Ansonsten ging das neue Konzept der Produzenten von Fogelvrei Produktionen auf und es herrschte viel „mittelalterliche Atmosphäre“ auf den Turnier- und Lagerplätzen sowie dem Markt auf der Weiherwiese.
„Inhaltlich top, aber vom Wetter abermals gebeutelt.“ Erstes Fazit von Stadtbürgermeisterin Petra Popp
Für die Norddeutschen von Fogelvrei Produktionen war es nun die zweiten Ritterspiele im Einrich.
Diesmal konnten sie ihr eigenes Konzept, die Besucher in die mittelalterliche Welt zu „entführen“, noch konsequenter umsetzen als bei der Premiere im vergangenen Jahr. Dazu trugen auch die zahlreichen Lagergruppen bei, die mit rund 400 Akteuren ein buntes und vielfältiges Bild mittelalterlichen Lebens auf die Beine stellten und die Catzenelnbogener Ritterspiele laut Veranstaltern zu einer „der größten und schönsten Veranstaltungen der Region“ machen.

Viel mittelalterliches Handwerk wie Korbflechten, Kupferschmieden und Schreiner- sowie Holzschuhmacherhandwerk konnte man noch zusätzlich an drei Dutzend Marktständen erleben. Langjährige und etwas neuere „Klassiker“ wie Falknereivorführungen, Schaukämpfe der „Freien Halunken“, beeindruckende Katapultvorführungen der „Cratzer“ sowie insgesamt rund 60 Programmpunkte rundeten das Erlebnis ab. Großen Anklang fand auch das Familien- und Kinderprogramm mit Geschicklichkeitsspielen am Spielplatz Weiherwiese.

Die Geschichte rund um den Catzenelnbogener Grafen Dieter fast vollständig auf den Turnierplatz zu bringen. Dabei musste Graf Dieter sich Jahrzehnte nach einem überhasteten Ritterschlag immer noch gehässigen Kommentaren seiner Standesgenossen erwehren. Um Zweiflern an seinen ritterlichen Fähigkeiten ein für alle Mal den Wind aus den Segeln zu nehmen, berief er ein Turnier ein. Aus diesem ging er „natürlich“ siegreich hervor.
Dessen Sieg kam auch zustande, weil ihr Charakter mitten im Turnier überraschend das Handtuch warf und zurücktrat. Angeblich aus Frust über den schleppenden Verlauf des Wettkampfs, tatsächlich aber musste auch da improvisiert werden. Denn das Pferd ihres „Gegners“ riss beim Turnier wiederholt den Kopf hoch, sodass das Risiko, das Tier versehentlich mit der Lanze zu verletzen, zu groß war. „Und da Frauen ja auch nicht immer gewinnen müssen“, so die augenzwinkernde Erklärung, trat sie zurück. „Wir verzichten auch schon länger in unseren Geschichten auf Stereotypen wie den Schönen, den Bösen oder den Betrunkenen“, schob Legetth noch eine weitere Erklärung nach, warum sie diesmal in den sauren Apfel gebissen hatte.
Großes Lob gab es auch für das Kinderprogramm, das die Organisatoren von Fogelvrei Produktionen rund um den Spielplatz an der Weiherwiese konzentriert hatten. Großer Vorteil der Platzwahl: Der Spielplatz lag schön im Schatten. Für die Norddeutschen von Fogelvrei ist es nun bereits der zweite Aufschlag in Katzenelnbogen. Waren sie vergangenes Jahr quasi noch „in letzter Minute“ eingesprungen, konnten sie diesmal ihre eigenen Konzepte stärker verwirklichen.
„Die Trennung zwischen Markt und dem Ritterlager ist diesmal noch ein bisschen konsequenter“, so Vogelfrei-Chef Johannes Faget, der ansonsten über die sehr gute Zusammenarbeit mit Stadt und Behörden und die pannenfreien Lagervorbereitungen schwärmte. Ein altes „Übel“ kam aber bei der feierlichen Eröffnung dann doch noch zum Vorschein. „Wer von hier aus Katzenelnbogen ist, der hebe die Hand“, rief Faget von der Bühne herunter. Einschließlich der neben ihm stehenden Stadtbürgermeisterin Petra Popp gingen in der Menge etwa sechs Hände hoch. Was den Eindruck bestätigte, dass die Catzenelnbogener Ritterspiele eher etwas für Leute „von außerhalb“ sind. Ein Trend, dem der „Mittelalter-Profi“ entgegenwirken möchte.
Ganz bewusst in den Einrich gereist waren die zahlreichen Händler. Unter ihnen zum Beispiel Werner Müller aus dem Saarland, der auch in seinem Verkaufsstand nächtigte. „Mein Hobby ist die Schrift“, erzählte der ehemalige Beamte. So bietet er freihändig beschriftete Lederbänder oder auch Schieferplatten an. „Alles wasserfest und UV-resistent“, so die Info. Aus Oberfranken war wiederum der „Stoffdealer“ angereist, der selbst produzierte Stoffe für Gewandungen anbietet. Bevorzugt angesteuert werden Märkte, die ein eigenes Ritterlager haben. Denn dort sitzen die Kunden, wie zum Beispiel die beiden „Offheimer Bären“, Nils und Sarah. Deren Anfahrtsweg war von Limburg-Offheim aus zwar überschaubar lang, Aufwand hatten sie aber trotzdem: „Denn unser Zelt steht normalerweise im Wohnzimmer“, verriet Nils.