Angebot des Museumsvereins Katzenelnbogen fand Anklang


Der Museumsverein Katzenelnbogen unterstützt das Einrichmuseum Katzenelnbogen. Träger ist die Stadt Katzenelnbogen. Das Einrichmuseum ist in einem Bauerngehöft aus dem 18. Jahrhundert in der Stiftstraße 5 in Katzenelnbogen untergebracht. Die Abteilungen Heimatgeschichte, Geschichte der Grafen von Katzenelnbogen, Handwerk, Erdgeschichte, Bergbau und Steinindustrie, Landwirtschaft, ländliche Arbeit und Wohnkultur spiegeln die bewegte Geschichte des Einrichs, der historischen Landschaft zwischen Lahn, Rhein und Aar. Dabei helfen liebevoll eingerichtete Wohn-, Geschäfts- und Werkstatträume. Zu besonderen Anlässen sind die funktionsfähigen Maschinen zu erleben, wie die Buchdruckerei oder die Dorfschmiede.

Das Museum war in Corona-Zeiten geschlossen. Nur allmählich finden sich Gelegenheiten, auf die Einrichtung aufmerksam zu machen oder kleine Führungen angefragt. So kamen Gerhard Zorn, Hartmut Neuper und weitere tüchtige Mitglieder des Museumsvereins auf die Idee, eine Wanderung für die Bevölkerung anzubieten. Eine wunderbare Möglichkeit, Heimatgeschichte in der Natur zu erleben.

Horst Klöppel, Vorsitzender des Museumsvereins und früherer Stadtbürgermeister, begrüßte die Wanderer im Hof des Einrichmuseums. Er zeigte sich überrascht, dass mehr als 30 Personen gekommen waren. Von hier aus ging es zur ersten Station der Wanderung, dem Fliegerkreuz in Katzenelnbogen an der „Dicken Buche“. Das Kreuz erinnert daran, dass hier im Wald nahe Katzenelnbogen eine englische Lancaster der Royale Airforce auf dem Rückflug von einem Bombenangriff auf Berlin am 27. Januar 1944 abgeschossen wurde. „Warum sie wie Steine vom Himmel fielen“, so hatte Hartmut Neuper, der die Informationen zusammenstellte, in seiner Einladung geschrieben: Von der siebenköpfigen Besatzung überlebte nur Arthur Lee. Bei den anderen war der Fallschirm nicht aufgegangen. Arthur Lee hatte am Vorabend des Fluges seinen Fallschirm gegen einen trockenen Fallschirm ausgetauscht. Wegen der Kälte im Januar gefroren die Fallschirme der anderen sechs Kameraden und öffneten sich nicht. Der Überlebende wurde damals versorgt und an die Militärpolizei übergeben. In Erinnerung blieb ihm ein junger deutscher Soldat namens Rudi Balzer.

Arthur Lee reiste 1973 zum ersten Mal nach Katzenelnbogen. Bei seinem Besuch schenkte er den Evangelischen Kirchengemeinde Klingelbach eine selbst gestaltete Bibel mit der Liste seiner verstorbenen Freunde und eine Schilderung der Ereignisse des 27. Januar.

1983 kam es dann schließlich zu einem Wiedersehen mit Rudi Balzer. In England hatten sich bereits Veteranen bemüht, internationale Zeichen der Freundschaft und Versöhnung zu setzen, sodass die Begegnung viel Unterstützung fand.

Arthur Lee und Rudi Balzer schließlich errichteten ein großes Kreuz an der Absturzstelle, in dem die Worte „Father forgive“ – „Herr vergib“ eingraviert sind, wie auch in der Kathedrale von Coventry, die durch deutsche Bomben zerstört wurde und deren Gemeinschaft sich heute besonders für Versöhnung und Frieden einsetzt. Das Kreuz sollte ein Symbol für Vergebung und Versöhnung sein. Auch die englischen Soldaten dachten viel über den Krieg nach. Sie handelten auf Befehl, waren gefangen im Krieg und es schien keinen anderen Weg zu geben, als ihn zu Ende zu bringen.

1986 sollte Arthur Lee zu einem erneuten Besuch nach Klingelbach kommen, erlitt jedoch am Abend vorher einen Herzinfarkt, von dem er sich jedoch nicht mehr erholte.

Was von Niederfischbach übrig blieb – „sie wanderten aus, kaum einer blieb zu Haus“ - das war der Part von Gerhard Zorn.

Sehr viele Fragen stellten sich am Dorfplatz der ehemaligen Gemeinde, die Gerhard Zorn beantworten konnte.

Niederfischbach 1329-1853 - Das verschwundene Dorf - und so hieß es ursprünglich: Nider-Vissebachen

Wer heute den Fahrradweg Richtung Oberfischbach und Rettert unterwegs ist, kommt an dem ehemaligen Dorfplatz von Niederfischbach vorbei. Die alte Dorflinde und der Brunnen verleiten zu einer kleinen Rast.

Auch fast 170 Jahre nach dem vollständigen Abräumen des Dorfes stellen sich immer wieder viele Menschen Fragen. Fragen, die Gerhard Zorn beantworten konnte.

1329 wurde Niederfischbach erstmals erwähnt. Mit Sicherheit bestand diese Ansiedlung schon länger. Die Infrastruktur der damaligen Zeit, wie Brunnenwasser/Quellen, feuchte fruchtbare Wiesen, gutes Ackerland oder Wald waren vorhanden.

Nach dem offiziellen Beschluss im Mai 1852 traten am 11. Mai 1853 84 Niederfischbacher auf der neuen Rheinstraße, der heutigen B 274, die Reise in die neue Heimat Amerika an. Über Köln, dann nach Bremen und mit dem Dampfer nach New York. Der nassauische Konsul empfing sie und begleitete sie weiter nach Milwaukee.

„Weshalb gibt es heute noch den Dorfplatz?“ stand am Ende vieler interessanter Ausführungen:

Dass dieser Dorfplatz heute noch mit Brunnen und Dorflinde erhalten ist, hat mit Sicherheit nicht mit alter Verbundenheit, sondern eher mit Eigentumsrechten zu tun. Nach dem Ablegen der Gebäude war Brunnen und auch Dorflinde nicht so leicht in die Feldflur einzuordnen und dieses Gelände blieb im Eigentum der Gemeinde.

Bei der Zusammenlegung 1956 bis 1958 wurden Gewannenwege  neu eingeteilt. So führte ursprünglich die Gemeindestraße auf der entgegengesetzten Seite des Dorfplatzes vorbei. Der Platz wurde wieder nicht in die Feldflur eingebunden.

In den 1960er Jahren lagerten hier Wurzelstöcke von den nach der Konsolidierung gerodeten Obstbäumen. In den 1970er Jahren versah man Brunnen und Platz dann mit einer Erinnerungstafel.

Zurück zum Ausgangspunkt, dem Einrichmuseum, konnten die Veranstalter ein Resümee ziehen: Die Veranstaltung kam sehr gut an, was vor allem die Teilnehmerzahl belegt, und die vielen Fragen und Anregungen für weitere Wanderungen zeigten: „Heimat und deren Geschichte geben noch viel her“,  so Hartmut Neuper, nicht umsonst sagt man: "In den nächsten Hecken schneidet man die besten Stecken."

Erfreut zeigten sich die Wanderer über die Initiative des Vereins, Getränke und Sitzgelegenheiten an die beiden Stationen der Wanderung zu bringen. Klaus Wöll machte dies möglich.

Uschi Weidner