Städtepartnerschaft mit Serres - Wie ALLES begann
Eigentlich fing alles mit einem Brötchen an, das Brigitte Ernst aus Gutenacker im Hals stecken geblieben war. Um den Schock besser zu verarbeiten und auf andere Gedanken zu kommen, riet ihr ihr Hausarzt, Dr. Michael Monet aus Holzappel, doch einmal Urlaub in Serres/Südfrankreich zu machen. Die Stadt in der Haute-Provence sei an einer Partnerschaft mit einer Gemeinde in der Verbandsgemeinde Katzenelnbogen interessiert. So bewahrheitete sich wieder einmal das Sprichwort von der kleinen Ursache mit der großen Wirkung. Brigitte und Hans Ernst machten Urlaub in Serres und es gefiel ihnen dort sehr gut. Sie lernten die Schwester ihres Hausarztes, Marie-Christine Monet, kennen und beschlossen, den Gedanken an eine Städtepartnerschaft in der Heimat publik zu machen. Die ersten Reaktionen waren gemischt. Die Bevölkerung auf dem Einrich reagierte zunächst vorsichtig zurückhaltend.
Wenn aber auf dem Einrich, nach gründlicher Überlegung und Abwägung von jeglichem Pro und Contra, einmal eine Entscheidung gefallen ist, dann wird das Vorhaben auch gründlich und zielstrebig durchgeführt. So auch hier. Interessierte Bürger sprachen sich vehement für eine solche Partnerschaft aus, andere meldeten ihre Bedenken an, wie etwa die große Entfernung zwischen den beiden Städten (ca. 900 km) oder gar die andere Sprache, so wie es Bürgermeister Karl Spies auf einer späteren Zusammenkunft auf seine humorvolle Weise zum Ausdruck brachte:
„Mein Verhältnis zur französischen Sprache ist wie das zu meiner Frau Erna: Ich liebe sie, aber ich verstehe sie nicht.“
Im Herbst 1987 besuchte Marie-Christine Monet ihren Bruder in Holzappel und bekräftigte bei Brigitte Ernst erneut ihr Interesse an einer Städtepartnerschaft. Schließlich erschien am 6. Juli 1988 eine erste Delegation aus Serres in Katzenelnbogen. Es waren dies der Schulleiter aus Serres, David Ebbo, Francois Hanczyk, der spätere Vorsitzende des Comité de jumelage in Serres, und Marie-Christine Monet. Dieser Besuch der französischen Delegation bei Verbandsbürgermeister Stahlhofen führte schließlich zu einem ersten Informationstreffen. Ungefähr 25 interessierte Personen nahmen daran teil und standen auch einer Verschwisterung positiv gegenüber.
Herr Grunwald, der damalige Leiter der Realschule, verbrachte im Anschluss an dieses erste Treffen seinen Herbsturlaub in Serres und konnte sich dort von dem regen Interesse und der Bereitschaft der Bevölkerung an einer Partnerschaft überzeugen. Er brachte Adressen von Schülerinnen und Schülern mit, die einen Briefkontakt mit deutschen Schülern wünschten. Sogar von einem Schüleraustausch war bereits gesprochen worden.
Die ersten zaghaften Schritte waren getan. Bei einer Zusammenkunft am 5. Dezember 1988 gründete sich der Freundeskreis mit 24 Mitgliedern. Es wurde der Vorstand gewählt und
1. Vorsitzende wurde Brigitte Ernst.
Auszug aus der Satzung: Zweck des Vereins ist die Förderung der deutsch-französischen Freundschaft. Der Zweck soll verwirklicht werden durch Förderung des Jugend- und Schüleraustauschs sowie der Begegnungen der Vereine und sonstiger Bevölkerungsgruppen zwischen Serres und Katzenelnbogen.
Inzwischen war ein lebhafter Schriftwechsel zwischen dem Bürgermeister von Katzenelnbogen, Herrn Karl Spies, und der Bürgermeisterin von Serres, Madame Sylvaine Sacy, entstanden.
Bei der nächsten Versammlung am 25. Januar 1989 war Bürgermeister Spies anwesend, der von der vom Stadtrat geplanten Fahrt nach Serres berichtete. Er stellte dem Freundeskreis 15 Plätze zur Verfügung, die schnell vergeben waren.
Im April 1989 kam es zum ersten Schüleraustausch. 31 Jungen und Mädchen aus Serres verbrachten mit drei Lehrern eine Woche in Katzenelnbogen.
Vom 25. bis 28. Mai 1989 fand dann der erste Besuch des Stadtrates von Katzenelnbogen mit Mitgliedern des Freundeskreises in Serres statt. Noch ganz berauscht von der überwältigenden Gastfreundschaft der Bürger von Serres, kehrten die Besucher nach Deutschland zurück. Der Bann war gebrochen. Nun galt es, den Freunden aus dem Nachbarland einen ebenso von großer Gastfreundschaft geprägten Aufenthalt zu bieten.
Der Gegenbesuch fand auch bald danach vom 5. – 8. Oktober 1989 statt. Auch dies wurde ein gelungener Aufenthalt, unterstützt durch den Kindergarten, den Malkreis „Palette“, den Reitverein und nicht zuletzt die Schule. Spätestens der „Deutsch-Französische Abend“ in der Stadthalle unter Mitwirkung des Catzenelnbogener Gesangvereins, bei dem ordentlich das Tanzbein geschwungen wurde, überwand letzte Hürden. Der inzwischen neu gewählte Bürgermeister von Serres, Michel Roy, schloss in den frühen Morgenstunden die Stadthalle zu.
Bei den Beteiligten der beiden Besuche war es Liebe auf den ersten Blick und auch die Verlobung in Form des Versprechens, die offizielle Partnerschaft umgehend vorzubereiten, war vollzogen. Der nächste Schritt war nun der Ratsbeschluss in beiden Städten.
Mit großer Freude sei hier erwähnt, dass sowohl in Serres als auch in Katzenelnbogen einstimmig für die Partnerschaft votiert wurde.
Jetzt wurden die Hochzeitsfeierlichkeiten vorbereitet, die vom 2. – 6. August 1990 in Serres und vom 21. – 24. September 1990 in Katzenelnbogen stattfanden. Die Partnerschaft wurde in Serres am Samstag, dem 4. August 1990, besiegelt. Hier ein kleiner Ausschnitt aus den Reden der beiden Bürgermeister:
Bürgermeister Michel Roy: „Unsere Pflicht besteht darin, eine Gegenwart aufzubauen ohne Zwiespalt. Tausend Fäden müssen gesponnen werden, Sitten und Kultur beider Städte gegenseitig entdeckt und geschätzt werden.“ Bürgermeister Karl Spies: „ Das Fundament der Grundsteinlegung wollen wir so weit ausheben, dass die Standfestigkeit auf unbegrenzte Zeit gesichert ist. Wir dürfen das Gestrige nicht vergessen, müssen aber heute dafür sorgen, dass für morgen das Leben in Frieden und Freiheit gesichert ist.“ Der 2. Teil der Partnerschaftsbesiegelung erfolgte in Katzenelnbogen am Samstag, dem 22. September 1990. Auch hier ein kleiner Auszug aus den Reden der beiden Bürgermeister: Bürgermeister Michel Roy: „ Die Bürger von Katzenelnbogen sind ab dem Tag der Besiegelung ein Teil von unserem Leben.“ Bürgermeister Karl Spies: „ Im Verantwortungsbewusstsein und im Hinblick auf unsere Nachkommen freue ich mich ganz besonders bezüglich unserer Partnerschaftsbeziehung mit unseren französischen Freunden
1. ein unbeschreiblich schönes Fleckchen Erde gefunden zu haben
2. in gleichwertiger Größenordnung Menschen angetroffen zu haben, die uns in einfacher offener Haltung – vor allem mit Herz – entgegengekommen sind.“